EgoVersusAutre

Thursday, December 06, 2007

Türkische Reiche

http://www.xn--gnnisworld-9db.de/turk-reiche.html

Namensbedeutung

Die Alttürken werden heute als Köktürken beziehungsweise als Göktürken (Eigenbezeichnung: Köktürkler beziehungsweise Göktürkler) bezeichnet. Das alttürkische Kök beziehungsweise das neutürkische Gök bedeutet eigentlich "Blau" oder auch "Himmel". Mit dieser Bezeichnung wurde eine der Himmelsrichtungen angegeben.

Als Alternativbezeichnungen sind auch Kök-Turuk und Gök-Türük bekannt.

Vorgeschichte

Die frühen völker werden heute vielfach als turko-mongolisch bezeichnet, aber auch die aus heutiger Sicht als rein türkisch bezeichneten Volksstämme schufen ihre eigenständigen Herrschaftsgebiete. Auch waren diese "Alttürken" vielfach in den Diensten anderer Herrscher tätig, da sie sich gern als Söldner anwerben ließen. So kam es, dass sich die türkische Sprache und Kultur vom Osten Asiens bis Europa ausbreitete.

Das erste turkstämmige Reich schufen die Hsiung-nu, als sie ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. vom Ergenekon (Altai) und Sajan ausgehend ein mächtiges Reich begründeten, das schließlich nicht nur die heutige Mongolei, sondern auch weite Teile Chinas umfasste.

Ab 48 begann der stetige Zerfall des Hsiung-nu-Reiches, als sich auf seinem Gebiet fünf hunnischgeprägte Teilreiche bildeten. Diese Teilreiche fühlten sich zwar der Herkunft nach noch größtenteils als Hsiung-nu bzw. als Hunnen. Ihre Führungsschicht führte sich vor allem auf den "Aschina-Chuni-Klan" zurück. Während aber die Zugehörigkeit der Hsiung-nu und der Hunnen zur türkischen Sprachgemeinschaft bis dato nur vermutet wird (die wenigen überlieferten Wörter und Sätze dieser Völker habe jedoch die größte Ähnlichkeit mit der Sprache der späteren Göktürken), waren diese Nachfolgereiche aber von Sprache und Kultur her schon als rein türkisch anzusehen.

Die fünf Reiche:

* Das erste war das der so genannten Chi-Chi-Hunnen, die in den Gebieten des Balchaschsees siedelten.
* Das zweite war das der Nord-Hunnen, die um 90-91 in der Baikal-Orchunregion, genauer in den Gebieten von Tschungaria und Barkol, lebten.
* Das dritte war das der Süd-Hunnen im Süd-Westen Chinas. Sie unterstanden meist der Oberherrschaft der Siyen-pi. Die Süd-Hunnen gingen später im chinesischen Volkstum auf.
* Der vierte bestand aus dem Herrschaftsgebiet der Tabgatsch.
* Das fünfte bestand aus dem Gebiet der Tuyuhun, die im tibetischen Bergland eine Hochburg hatten.

Alle Gründungslegenden der Alttürken sind allein aus chinesischen Quellen überliefert worden. Erste eigene Ursprungslegenden tauchen erstmals in den alttürkischen Inschriften des Kül-Tegin auf, in der die Alttürken nur als "Blau-Türken ohne feste Klanordnung" (idi oqs?z kök türk) bezeichnet werden und er sich auf die Zeit vor 552 bezieht.

Spätere Turkvölker wie die Uiguren nannten die alttürkischen Stämme nur noch türk, wie uns eine uigurische Inschrift bezeugt: bu qamu? türk budun <=> "das ganze Türken-Volk".

Das erste Göktürken-Reich (552-581)


Mitte des 2. Jahrhundert ging die Zeit der Hsiung-nu endgültig zu Ende, diese zogen nun in westlicher Richtung ab und die Sien-pi und Rouran traten ihr Erbe an. Die Herrschaft der in der europäischen Wissenschaft manchmal als "Awaren" bezeichneten Rouran ging 552 zu Ende. Die eigentlichen Awaren zogen im 5. Jahrhundert ebenfalls westwärts, so dass sich in den alten Siedlungsgebiete nur noch Reste der ogurischen Stämme aufhielten.

Im Jahr 552 erschien nun das von den Chinesen als "T'u-chueh" bezeichnete Turkvolk in den chinesischen Annalen. Diese waren ursprünglich in Ost-Turkestan und dem Altai ansässig und übernahmen die Tradition und verwaltungstechnische Erfahrung ihrer Vorgänger. Stammesmäßig waren sie den Oghusen zu zurechnen. Sie selbst sahen sich als legitime Nachfolger der Turuk und Turkut, sahen sich demnach in der Tradition der alten Hsiung-nu stehend.

Sie gründeten unter dem Heerführer Tumen Khan ein Reich, das seinem Umfang nach fast dem der Hsiung-nu entsprach. Tumen enstammte dem "Tukyu-Klan", der mit dem "Aschina-Klan" verwandt war. 546 wurden bereits die Stämme der Tölös von ihm gewaltsam unterworfen.

Sein Reich der Göktürken bestand nun von 552 bis 745 als Verbindung nomadischer Stämme. Seine Hauptstadt lag am Ötüken-Gebirge, in der Nähe der Onon-Quelle. Dort lagerte der Khagan an einem Ort, der den Göktürken als "Ordu Balyk" und den Mongolen später als "Karakorum" bekannt war.

Das Göktürken-Reich wurde sowohl vom Buddhismus als auch vom Manichäismus und von der assyrischen Kirche missioniert, blieb aber stark vom Schamanismus geprägt. Diese Türken verfügten bereits über eine Runen-Schrift.

Im Grunde blieb das Gesamtreich dieser Türken stets eine lose Stammesföderation, bei der die einzelnen Stämme bestehen blieben. Staatstragendes Volk wurden vor allem die Stämme der neun Oghusen und die Volksnamen der anderen Stammesgruppen sind uns seit Mahmud al-Kaschgari (1073) in seinem arabischsprachigen Werk "Diwan-u Lu?at-it Turk" überliefert worden. Demnach wurde das türkische Gesamtreich von jenen Völkern bewohnt, die wir sogar noch heute unter ihren damals aufgeführten Namen kennen.

Alle Stämme sprachen eine ähnliche Sprache, die heute als Alttürkisch bezeichnet wird. Ein brüderliches Band der Zusammengehörigkeit unter der Stämmen blieb sogar bei Zeiten des politischen Umbruchs erhalten.
Das Göktürken-Reich (552-581)

Der Turkut-Führer Tumen († 552) nannte sich nach 546 "Bumin Ilkhan", nahm 551 den "Khagan"-Titel an und besiegte 552 den letzten bedeutenden Rouran-Herrscher Anakai (reg. 520-52), nach dem sich dieser geweigert hatte, seine Tochter Bumin zur Frau zu geben. Anakai beging nach dieser Niederlage Selbstmord.

Auf der anschließenden Kuriltai wurde Bumin als Oberhaupt der vereinigten turko-mongolischen Stämme anerkannt. Diese vereinigten Stämme nahmen nun die Sammelbezeichnung "Sekiz-Oghusen" an und wurden zum "Staatsvolk" des neuen Steppenreiches. Tumen führte als Banner das weiße Tuch, dem mittig ein goldener Wolfskopf aufgelegt und das einst auch die alte Fahne der Hsiung-nu gewesen war.

Die Nachfolger Anakais, Tieh-Fa (reg. 552-53, Teng-Chu (553), K'u-Ti (553) und Yen-Lo-Ch'en (553-57), versuchten zwar noch, ihre Unabhängigkeit zu wahren. Doch schließlich kamen sie unter den Einfluss der Osttürken.
Nach dem plötzlichen Tode Bumins (er wurde wohl von seinem Bruder Istämi ermordet) wurde das Gesamtreich 552 formal in zwei Hälften geteilt, dem einmal Istämi Shad († 576), und der jüngere Sohn Bumins, Sekin Shad als gleichberechtigte Fürsten vorstanden. Dabei wurde der älteste Sohn Bumins, Kelo oder auch Ko'lo als "Qara-Issyk Khagan", auf einem Kuriltai, von den beiden als Herrscher eingesetzt. Doch Qara-Issyk diente den beiden Schads nur als "Schattenherrscher", die wahre Macht lag bei Istämi und Sekin. Istämi herrschte vor allem über die alten ogurischen Stämme des Westens. Die als "Oghusen" bezeichneten Stämme siedelten damals noch in der östlichen Hälfte des Reiches und unterstanden vor allem Sekin. Istämi ermordete noch 552 seinen Neffen Qara-Issyk und nahm nun selbst den Titel eines Khan an.

Die Chinesen erkannten nun ihrerseits die Zerrissenheit der türkischen Stämme und begannen, diese gegeneinander auszuspielen. Sekin machte sich 553 als "Kushu Muqan-Khagan" zum Herrscher, unterwarf um 560 die Kitan und richtete die Augen auf China.

Im Interesse des Krieges gegen die Hephthaliten Mittelasiens suchten die Stämme Istämis den Anschluss an das sassanidische Persien. Vor allem die Völkerstämme des Westens (Oguren mit einer oghusischen Oberschicht) nahmen nun den Namen "Köktürkleri" (also "Göktürken") an. Sie begannen 557 den Kampf gegen die Hephthaliten, deren geschlagene Reste brachen wahrscheinlich als "Awaren" in Europa ein. Istämis Machtbereich erstreckte sich nun formal bis zur Wolga: "Erst schlage ich die Awaren, dann vernichte ich die Hephthaliten" soll er während dieses Feldzuges gesagt haben. Und wirklich, 558 konnte er die als "Awaren" bezeichneten Völker besiegen und in den Westen abdrängen.

Um 563 waren auch die Hephthaliten besiegt, Istämi machte nun auch seinen Machtbereich vom göktürkischen Gesamtreich unabhängig, indem er erst den selbständigen Titel eines "Syr-yabgu" und später den "Khagan"-Titel annahm.

Erste Kontakte mit Osteuropa nahmen die Stämme der Westtürken um 563 auf: Unter der Führung eines gewissen Axije Khan erschien eine Gesandtschaft am Hof des byzantinischen Kaisers, um diesen von seinem Bündnis mit dem persischen Königshaus der Sassaniden abzubringen.

Ein Sohn Istämis, Bokhan Shad, brach vermutlich noch im Todesjahr seines Vaters (576/77) ebenfalls nach Byzanz auf, wo er am Hofe des Kaisers als "Turk Shad" erschien. Damit trat das "Reich der Westtürken" erstmals in das Blickfeld der Europäer. Dieser herrschte über eines der acht Khaganate, in die das Westreich damals geteilt war. Es ist zu vermuten, dass dieses das Khaganat der Tardusch war, in dem dessen älterer Bruder Qara-Churin Turk Bogiu als Khan herrschte (nach diversen anderen Quellen werden auch die Tölös genannt). Bokhan Shad suchte vorher den Schulterschluss mit dem Utriguren-Herrscher Anagai Khan, der damit zum treuen Vasallen des Göktürken-Herrschers aufstieg. Dieser unterstützte Bokhan immer wieder bei dessen Feldzügen gegen die hunnischen Restvölker wie die Awaren und Bulgaren.

Istämis Sohn Qara-Churin Turk Bogiu regierte in der Zeit von 576 bis 603 über das gesamte Westreich. Dort nahm er den Namen "Qara-Churin Turk Tardush Khan" an, den die westliche Welt in den Namen "Tardu" verschliff. Nach dem Tode seines Vetters Muqan (572) setzte er dessen jüngeren Bruder Arslan Tobo-Khan (dem "Taspar" des Westens) als Herrscher über das "Reich der Osttürken" ein.

Dabei schlug er aus dem Niedergang des Tabgatsch-Reiches Kapital, das inzwischen in zwei miteinander verfeindete Blöcke zerfallen war: Die Dynastie der Nördlichen Qi herrschte 550-70 im Osten des einstigen "Wei-Reiches", während die Dynastie der Nördlichen Zhou (557-80) den Westen des alten Wei-Reiches innehatte. Tardu und Taspar spielten beide Seiten in ihrem Sinne gegeneinander aus, so dass die Tabgatsch vielfach als ihre Vasallen erschienen.

Die Osttürken waren auf dem Wege, eine bedeutende Macht aufzubauen als sich ihre Fürsten Taspar, Tardu und der spätere Abo Khagan wegen der Erbfragen und der Förderung des Buddhismus durch Taspar entzweiten.

Aufteilung des ersten Göktürken-Reichs (581-603)

581 verstarb Taspar unerwartet und im Reich der Osttürken brachen blutige Nachfolgekriege aus, die die chinesische Diplomatie kräftig schürte. Der Osttürke Shetu Baga Yshbara (reg. 581-87) sagte sich 584 endgültig vom Gesamtreich los und das Reich der Göktürken zerfiel nun in zwei verfeindete Teilstaaten, die von der chinesischen Sui-Dynastie gegeneinander ausgespielt wurden. Yshbara herrschte nur formal über die östlichen Göktürken, da er mit Abo Khagan einen "Schattenherrscher" eingesetzt hatte. Abo suchte nun auch seinerseits den engen Schulterschluss mit der chinesischen Sui-Dynastie und wollte Yshbara absetzen lassen.
Die Göktürken und das geteilte Reich

Darauf hin zog Yshbara gegen Abo in den Krieg und tötete dessen Mutter; Abo selbst floh zu den Westtürken unter Tardu. Ein wenig später konnten sich Abos engste Freunde und Verbündete in den Machtbereich Tardus retten, nachdem Yshbara begonnen hatte, alle möglichen Rivalen um die Macht auszuschalten beziehungsweise zu ermorden. Diese Flüchtlinge waren: Tanhan Khagan und dessen Onkel Diqin Shad.

Gegen 583 zogen Tardu und Apo mit 100.000 Mann und in enger Zusammenarbeit mit den Kitan gegen Yshbara. Dieser ersuchte nun offiziell die Sui-Chinesen um Waffenhilfe, die ihm aber nur formal erteilt wurde; die Sui-Herrscher wollten sicher sein, dass sie "auf das richtige Pferd" setzten, zumal Yshbara erst 585 den Lehnseid des chinesischen Kaisers angenommen und zu dessen Vasall aufgestiegen war.

Mangels Erfolgs wandte sich Abo nun gegen Tardu und setzte ihn ab. Dieser musste zu den Sui fliehen. Dort blieb Tardu bis Yshbaras Bruder und Nachfolger Chulo-Khan (587-588) Apo Khagan tötete und er zurückkehren konnte. Da Chulo-Khan kurze Zeit später starb und mit Dulan-Khan und Zhangar Kimin-Khan zwei konkurrierende Herrscher hinterließ wurde Tardu wieder zum maßgeblichen starken Mann im Türkenreich.

In der Zeit zwischen 590 bis 603 hatte Tardu die meisten Stämme der Göktürken in seinem Reich vereint, so dass das Gesamtreich wiederhergestellt schien. Seinen Erfolg konnte nicht einmal die Niederlage seines Sohnes Shaba Shad mindern, der bei Herat von den Sassaniden geschlagen wurde. Ironischerweise wird eben dieser Shaba in späteren muslimischen Schriften als "der größte Herrscher der Türken" verherrlicht.

Nun riefen 603 die Sui-Herrscher die östlichen Stämme der Göktürken auf, gegen Tardu vorzugehen und die zeitgenössischen Quellen der Chinesen zählten dabei sieben Stämme namentlich auf. Tardu zog sich geschlagen zu den Tuyuhun ins tibetische Bergland zurück, wo sich schließlich seine Spur verliert. (Die Tuyuhun waren ein kleines erfolgreiches proto-mongolisches Mischvolk, das vermutlich aus der Vermischung der Xianbi mit Tibetern entstanden war und das eine leichte turukisch-hunnische Oberschicht aufwies.) Die Nachfolge Tardus versuchte der damalige Nominalherrscher der Osttürken, Zhangar Kimin-Khan (reg. 597-609, der "Tuli Khan" westlicher Geschichtsbücher), anzutreten.

Untergang des Ostreiches (603-630)


Die Niederlage Tardus brachte eine Schwächung des Ostreiches mit sich. Dort herrschten die Brüder Dugi Shibir-Khan (reg. 608-19) und Chulo Khan (619-20), der "Shih-pi" der chinesischen Geschichtsschreibung. Sie waren die Söhne Tuli Khans. Bis 618 mussten sie sich noch als Vasallen der Sui ansehen, dann unterstützten sie den Sturz dieser Dynastie.

Mit dem Beginn der T'ang-Dynastie (618) wurde der Einfluss Chinas auf das Osttürken-Reich verstärkt. (Der einstige chinesische General Li Yuan T'ang und nachmalige Kaiser war selbst halbtürkischer Herkunft und viele seiner erfolgreichsten Heerführer waren Türken. Unter der von ihm gegründeten Dynastie sollte schließlich das erste Göktürkenreich endgültig zerfallen.)

Shih-pis Bruder, Kat Ilkhan Tugbir (reg. 620-30), er war auch als "Xieli Khagan" bekannt, fiel zwar immer wieder in die chinesischen Nordgebiete ein, war aber ansonsten ein machtloser Herrscher. Schließlich suchten sich die T'ang-Herrscher Verbündete aus dem alten Aschina-Klan. Sie förderten einen General der Schwarzen Türgesch, einen gewissen "Karakhan Türgesh-Khan Idat Shad", in seinem Streben nach einem eigenen Herrschaftsgebiet und dieser sollte dem Osttürken-Reich den Todesstoß geben. Er fiel immer wieder ins Herrschaftsgebiet Xielis ein und fügte ihm mehrere empfindliche Niederlagen zu. Schließlich kam es im Bereich der Osttürken zur Rebellion und Xieli wurde 630 abgesetzt. Xieli selbst geriet in chinesische Gefangenschaft, wo er auch 634 verstarb.

Damit ging das erste Göktürkenreich unter chinesisch-türkischen Militärschlägen unter.

Der Ostteil des einstigen Reiches wurde chinesische Provinz (ranghohe Würdenträger der alten Aschina-Dynastie traten verstärkt in chinesische Dienste und trugen nun chinesische Namen) und der Westteil geriet immer mehr ins Wanken...

Untergang des Westreiches (603-659)

Der Niedergang des ersten Göktürken-Reiches hatte in der Zeit zwischen 603 und 659 auch für den einstigen Machtbereich Tardus weitreichende Folgen. Zwar bildeten auch hier im einstigen Westreich die Westtürken eine mächtige Stammesföderation, doch waren die ethnischen Grundvoraussetzungen völlig andere. Während in der ehemaligen Osthälfte des Reiches vor allem die Stämme der Oghusen über artverwandte mongolische Völker herrschten, war der Machtbereich der ogurisch-oghusischen Stämme durch indogermanische beziehungsweise iranische Völkerschaften geprägt. Die Türken des Westreiches waren wie ihre Vorfahren Nomaden, während die unterworfene Bevölkerung überwiegend sesshaft war.

Im Laufe des 6. und 7. Jahrhundert wurde der Einfluss der alten Aschina-Chuni-Dynastie von einheimischen Fürstenhäusern abgelöst. Auch ist es selbst in der heutigen türkischen Turkologie nicht umstritten, ob Tardus Nachfolger der unmittelbaren Linie Istämis oder der Linie Abos angehörten.

Die späteren Nachfolger reformierten das Reich, indem nun Landwirtschaft und feste Städte eine größere Bedeutung bekommen. Diese stellen aber auch eine gewaltige Armee auf, die nun festen Kriegs-Regeln unterlag. (Diese Taten wurden von Tonyukuk, einem der Herrscher des 8. Jahrhunderts, in Stein verewigt.)

Tardus unmittelbarer Nachfolger wurde Nili Khan (reg. 600-604). Doch ihm folgte 604 Basy-Tegin, der noch im selben Jahr von Taman Nipo Chulo-Khan (reg. 604-12), der auch als "Ch'u-lu-hou Khagan" oder "He-sa-na" bekannt war, gestürzt wurde. Doch dieser galt als schwächlicher Herrscher, der sich während seiner Regierungszeit immer wieder mit blutigen Revolten herumschlagen musste. Doch ihm folgte ein jüngerer Bruder Tardus, Shegui Khagan (reg. 612-18/19), auf den Thron. Dieser Shegui dehnte seinen Machtbereich bedeutend nach Osten aus, so dass ihm schließlich die Gebiete vom Altai bis zum Kaspischen Meer unterstanden.

Unter Shegiu blühte das Westreich auf, das nun zum Rivalen des Ostreiches Shih-pis aufstieg. Shegius jüngerer Bruder Tun-Yabgu Khan bestieg als "Tong Yabgu Khagan" den Thron des Westreiches und dehnte die Herrschaft der Westtürken bis auf das heutige Afghanistan aus. Tun galt auch als Herrscher von Wusun, als der Beherrscher des Ili-Tales. Damit standen auch jene Stämme unter seiner Kontrolle, die später als "Uyghuren" in die Geschichte eingehen sollten. Er galt auch als enger Verbündeter des byzantinischen Kaisers Herakleios (reg. 610-14) und trat auch im Kampf gegen die Sassaniden im Kaukasus an. Er wurde damals als Verbündeter der Araber angesehen und als diese 642 die Kaukasusregion erobern und damit auch die Sassaniden vernichten konnten, da hatte Tun schon die Vorarbeit für sie geleitstet.

Tun hatte seine Hauptresidenz in der Stadt Qianquang, der "Stadt der 1000 Brunnen". Diese befand sich östlich des Talas und Tun begann, das Reich der Westtürken zu reformieren. Er baute seine Verwaltung stetig aus und führte die Tudun, die Steuereintreiber ein. Diese Tudun überwachten ihrerseits die Il-Teber, die Statthalter des Khagans. Doch Tun beging einen gewaltigen Fehler: Er band sich zu sehr an die T'ang-Dynastie Chinas und vergaß darüber hinaus seine nomadischen Stammesbrüder.

Es kam in der Folgezeit zu mehreren blutigen Aufständen, die vielfach von China geschürt wurden. So beispielsweise 627 bei dem der Karluken. Diese "Karluken" genannten Westtürken begannen mit dieser Revolte ihren politischen Aufstieg im Westreich. In ihrem Machtbereich lag unter anderem das den Göktürken heilige Ötüken-Gebirge und so sahen sich die Karluken als rechtmäßige Herrscher des Reiches.

Als die Unruhen im Reich zunahmen, ließ ein Onkel, Bagadur Kiuliug Shibir-Khan, Tun-Yabgu Khan 630 heimtückisch ermorden und bestieg nun selbst als "Mohedu Hou Quili Sipi Khagan" den Thron der Westtürken. Doch führte die Ermordung Tuns nicht, wie erhofft, zur erneuten Reichseinheit aller Göktürken, sondern es brach im Westreich ein grausamer Bruderkrieg um die Vorherrschaft aus. Dieser Bürgerkrieg zerschlug nun die alten Stammesbande und es entstanden neue turkvölkische Stämme, die sich nun aus Resten der West- und Osttürken bildeten. So kam es zum Beispiel unter der Regierung Yshbara Tolis-Shad Khilash-Khan (reg. 634-39), der den Chinesen als "Sh'a-bo-luo" bekannt war, zur Stammesbildung der On-Oq. Sie waren eine Stammesföderation, bestanden aus To'lu und Nushibi. Doch auch bei diesen herrschte eine starke Rivalität untereinander. Es kam zu stetig wechselnden Herrscherhäusern im Westreich, die China immer wieder auszuspielen versuchte.

Erst mit Jubi Khagan (reg. 645-50) erlangte ein Westtürke wieder richtige Macht, als dieser begann, am Jenissej die Stämme der Kirgisen zu unterwerfen.

Schließlich griff T'ang-China 659 aktiv in die Stammeskämpfe der Westtürken ein und nahm den Herrscher der To'lu, Aschina Holu Khagan, gefangen. Seit diesem Zeitpunkt an beherrschte der T'ang-Kaiser Chinas de facto alle Länder an der Seidenstraße bis hinein nach Po-sse (Persien). Das Reich der Westtürken wurde nun in zehn eigenständige Präfekturen eingeteilt, die auf alte Stammesgrenzen keinerlei Rücksicht nahmen. Nur der Kirgisenstamm lebte in einer Präfektur, die seinem alten Stammesraum entsprach.

In der Zeitspanne zwischen 659 und 679 begannen auch die Angriffe der Tibeter auf das nunmehr "chinesische" Westreich, die schließlich die "vier Garnisonen", Kaschgar, Khotan, Kutscha und Karaschahr, einnehmen konnten; damit waren große Teile der On-Oq den tibetischen Herrschern untertan.

Doch begann ab 679/80 ein gesamttürkisches Aufbegehren gegen die Fremdherrschaft. Waren die T'ang-Herrscher im Kampf gegen die Westtürken noch erfolgreich, so begann sich im Bereich der Osttürken eine neue Macht aufzubauen, die formal als "zweites Osttürken-Reich" bekannt wurde.
[Bearbeiten]

Das zweite Göktürken-Reich (681-745)

Ab 681 tat sich Karakhan Türgesh-Khan Idat Shad, ein Führer des Aschina-Klans, hervor, den die Geschichte heute als "Kutluq Ilteris" kennt. Dieser war einst Söldner in chinesischen Diensten gewesen und stand dem Stamm der Schwarzen Türgesch vor. Er und dessen Bruder Bökö Chor gründeten nun das zweite Göktürkenreich, das in der türkischen Turkologie meist nur als "Karluken-Herrschaft" (türkisch: Karluk Devleti) bezeichnet wird und das in der westlichen Geschichtsschreibung als "Reich der Ilig-Khane" bekannt ist. In diesem Reich spielte in der Tat der Karluken-Stamm die tragende Rolle, da sich auch die übrigen Türgesch ihnen schnell unterwarfen. Dieses neue Türkenreich kontrollierte nach zahlreichen Kriegszügen die Steppen von der Großen Mauer bis zu den Außenposten der (seit 705 nach Transoxanien vordringenden) Araber. Das Zentrum war die Gegend des Changai-Gebirges.

Zwar musste Ilteris 681 eine herbe Niederlage gegen die Chinesen einstecken, doch seinem persönlichen Erfolg tat diese keinen Abbruch. Ab 682 begann er mit 16 verbündeten Stämmen die Göktürken zu vereinen. Einen Verbündeten hatte er in Tonyukuk, der dem verwandten "Ashite-Klan" vorstand und den er zum "Apatar-Khan" ernannte – zum obersten Befehlshaber seiner Truppen.

In der Zeitspanne zwischen 683 und 687 unterwarf der die meisten Stämme des alten Ostreiches, nur der To'lu Herrscher Hushile Khagan konnte sich mit einigen Stammesangehörigen nach China flüchten.
Das 2. Reich der Göktürken (681-745)

Als Ilteris 691 verstarb, wurde sein Bruder Bökö (reg. 692-716) auf einer Kuriltai der Stämme zum Oberhaupt des Reiches ernannt und er nahm nun den Namen "Kapagan Khan" an. Dieser hatte unter anderem eine chinesische Erziehung genossen und war dem entsprechend dort als "Mo-ch'o" bekannt. In dessen Regierungszeit gedieh noch einmal das erneutere Göktürken-Reich.

Er stand dem Reich nur als Vormund seines Neffen Kül-Tegin vor, der damals sechs Jahre alt war. Nur deshalb kann man sich erklären, das Kapgan nicht den Khagan-Titel annahm. Ihm unterstellten sich unter anderem die Stämme der Karluken und Oghusen freiwillig und 699 war das Westreich wieder mit dem Ostreich vereinigt. Aber auch nichttürkische Völker wie die Kitan wurden unterworfen.

Zwar führte Kapagan ein hartes Regiment über die Völker seines Reiches. So kam es erneut 711/12 zu Unruhen unter der Völkerschaften der Basmilen und Teilen der On-Oq. Doch im Großen und Ganzen blühte nun im Göktürkenreich der Wohlstand.

Im Kampf gegen die muslimischen Araber, die ab 705 Mittelasien überrannten, war er weniger erfolgreich, Kül-Tegin wurde hier bei Buchara blutig zurückgeschlagen. Um 715 kam es auch zum endgültigen politischen Bruch zwischen den beiden Türkenreichen. Unter der Führung der "Karachane" und der Türgesch sagte sich das Westreich erneut vom Ostreich los und ging nun eigene politische Wege. Ihr erster Führer war Sulu Khan (reg. 717-734), der erneute Kämpfe gegen die Araber führte.

Dabei kam es nun zu einer folgenschweren Entwicklung der Göktürken: Im Ostreich begannen die Oghusen langsam westwärts zu wandern und sich im Gebiet der alten Oguren nieder zu lassen. Dort kam es zur Vermischung beider verwandter turkstämmigen Völkerschaften. Im Ostreich blieb nur noch eine kleine oghusische Minderheit als Herrscherschicht über die mongolischen und tungusischen Völker.

Auf einer Strafexpedition gegen jene Stämme, die von den T'ang-Chinesen gegen ihn aufgehetzt worden waren, verlor Kapagan sein Leben: 716 wurde er nördlich des Tula heimtürkisch von Angehörigen des Bay?rqu-Stammes ermordet.

Mit dem plötzlichen Tode Kapagans drohten neue Bürgerkriegswirren. Besonders tat sich da Ilteris' Sohn Kül-Tegin hervor. Fugiuy-bogiu Kuchuk-Khan ernannte sich 716 zum Herrscher der Göktürken. Doch wurde auf einem Friedens-Kuriltai nicht er oder Kül-Tegin, sondern Kutluq Bilge-Kül (ein anderer Sohn Ilteris') zum Khagan ausgerufen. Dieser holte sich jedoch Tonyukuk Apartar-Khan und Kül-Tegin als Berater an seine Seite, damit war der Frieden im Reich wieder formal hergestellt. (Mit diesem Herrscher begann auch der eigentliche politische Aufstieg der späteren Uyghuren.)

Kutluq Bilge-Kül stellte nun ein Militär auf die Beine, das gleichermaßen Angst und Respekt einflößte: Den Haupterfolg der kriegerischen Auseinandersetzungen stellten die berittenen Bogenschützen. Die besten Schützen durften weiße Falkenfedern an ihren Helmen tragen. Entschlossen und hoch diszipliniert griffen die damaligen Göktürken in einer Pfeilformation ihre Gegner an. Dabei trugen sie Rüstungen aus hartem Leder oder aus Metall. Kutluq Bilge-Kül warb auch verstärkt Söldner aus anderen Völkerschaften an, so dass in seinen Reihen sowohl Türken als auch Mongolen, Tanguten und zahlreiche Chinesen kämpften.

Kutluq Bilge-Kül dehnte ab 717 den Machtbereich des Göktürkenreiches immer weiter aus: Er unterwarf nun alle Gebiete bis zum Syr-Darja im Westen, im Osten reichte sein Machtbereich bis in die chinesische Provinz Shandong und im Süden bis Tibet. Auch die Stämme der Tula-Region konnte er schließlich unterwerfen, was seinen Vorgängern Idat und Kapagan nicht gelang.

Kutluq Bilge-Küls Reich umfasste nun wieder um die 18 Millionen km² und hatte im wesentlichen jene Ausmaße erreicht, die das Reich der Hsiung-nu aufgewiesen hatte. Er führte nun jenes Banner ein, das heute als Sinnbild der Göktürkenherrschaft gilt: ein blaues Tuch, dem mittig ein Wolfskopf aufgelegt war. (Bei den Göktürken im Ostreich war der Wolfskopf in gold-gelber und bei denen im Westreich in mattgrüner Farbe gehalten. Gerade die letztere Variante wurde heute zum Sinnbild des Göktürken-Reiches.)

Das Reich der Göktürken umfasste nun die Gebiete vom Schwarzen Meer bis China und vom Altai bis zum Hindukusch. Es bestand also nicht nur Steppe, sondern auch aus Wüste. Kriegszüge waren stets mit reichem Zeremoniell verbunden. Der Rang des Khagan hatte sich nun verändert: Ursprünglich nur ein untergeordneter Führertitel (der weit unter dem alten Titel des "Schan-yü beziehungsweise des "Tanhu" stand), war er nun für die späten Göktürken ein Halbgott. Sein Zelt, die Jurte, bestand aus reich bestickter roter Seide.

Im Sommer zog nun der Herrscher Kutluq Bilge-Kül mit seinem Hofgefolge in die üppigen Weidegebiete des Nordens und im Herbst wieder nach Süden.

731 verstarb nun Kül-Tegin und so stieg Tonyukuk zum alleinigen Ratgeber Kutluq Bilge-Küls auf. Diese Tatsache ist uns in den Inschriften des Tonyukuk belegt worden. Doch war Kutluq Bilge-Kül kein langes Herrscherdasein beschieden. Denn bereits 734 wurde er vergiftet, aber er konnte noch auf dem Totenbett die Hinrichtung seiner Mörder und deren Anstifter miterleben. Es waren Angehörige des Basmilen-Stammes, der dadurch in Ungnade fiel.

Auf der Kuriltai setzten 734 die Anhänger Bilge-Küls die Wahl seines Sohnes Yiran durch. Doch dieser verstarb noch im selben Jahr, so dass dessen minderjähriger Sohn Bilge Kutluq-Tengri zum Herrscher bestimmt wurde. Als dessen Vormünder wurden nun zwei Onkel von ihm zur Seite gestellt, in deren Händen die wahre Macht lag. Der "linke Schad", Il-Itmysh Bilge-Khan, herrschte über den Westen, der "rechte Schad", Ozmysh Khan, über die Gebiete des Ostens; das Göktürkenreich drohte erneut in zwei unabhängige Teilreiche zu zerfallen.

Als 740 T'ang-China die Herrschaft Tengris über die Osttürken anerkannt hatten, lud dessen Mutter Pofu Il-Itmysh Bilge, den "linken Schad" der Westtürken, zu einer Kuriltai ein. Dort kaum eingetroffen, wurde dieser von der Leibgarde der Mutter ergriffen und enthauptet. Die Westtürken unterstellten sich darauf hin Tengri, der sich darauf hin den Namen des "Oghus Khan" zulegte. Doch dieser Verrat der Mutter brachte eine schreckliche Folge mit sich: Der andere Onkel, Ozmysh Khan, der "linke Schad" der Ostgebiete, sah sich mit der Namensgebung Tengris in seiner Macht bedroht und er griff nun 741 Tengri an und ermordete diesen.

Ozmysh Khan gedachte nun, die Nachfolge Tengris anzutreten. Unter dem Namen "Wu-su-mi-shi" nahm er nun den Khagan-Titel an, doch er war ein ungeliebter Herrscher. Vor allem die Stämme des Westens verabscheuten diesen und die Basmilen galten als dessen ärgsten Feinde. 744 einigten nun die Karluken die Stämme der Basmilen und Oghusen und griffen Ozmysh an. Dieser wurde bei den Kämpfen getötet und mit dessen Tode ging das zweite Göktürkenreich zu Ende.

Bomei-Tegin Khan, der Bruder des 744 ermordeten Ozmysh Khagan, versuchte zwar noch als "Bomei Khagan" die Macht im Ostreich an sich zu reißen, doch konnte er bereits 745 von Angehörigen der Uyghuren ermordet werden, so dass seine Regierung nur als "Gastspiel" anzusehen ist.

Karluken, Oghusen und Basmilen gründeten nun auf dem Boden des Ostreiches das Uyghurische Reich.

Erster Herrscher aus dem "Uyghuren-Geschlecht" war der chinesische Söldner Gulipeilo. Dieses Reich sollte von 744 bis 840 bestehen. Gulipeilo nahm nun den Titel "Kutluq Bilge-Kül Khagan" an und machte die Stadt Kara Balgasun (am oberen Orchon, das alte Ordu Balyk und spätere Karakorum, zum Zentrum seines Reiches. Die Karluken hatten schließlich in Kuz Ordu, dem heutigen Balasagun, ihren Hauptsitz.

Die Karluken schafften als erstes türkisches Volk in der Geschichte eine einheitliche Amtssprache, die bis zum persischen Choresm-Reich ausstrahlte und heute entweder als "Karluk-Choresmisch" oder als "Karluk-Uigurisch" bezeichnet wird.


Weblinks

* Alles Wissenswerte über die türkischen Altvölker (englisch/russisch) (http://www.turkicworld.org/)
* Ausführliche Geschichte der Turkvölker (http://www.ozturkler.com/data_english/0001/0001_05.htm)
* Zentralasiatische Völker (http://www.zentralasienforschung.de)


Ursprünge der hunnischen Völker

Namensvarianten

Es spricht aber heute vieles für eine Herkunft der Turuk, Hsiung-nu und Hunnen aus der heutigen Mongolei und der angrenzenden Altai- und Sajangebirge. Diese Völker waren miteinander verwandt oder sogar identisch. Jedoch werden die unterschiedlichen Namen oftmals zur Illustrierung unterschiedlicher Sachverhalte verwendet. Die chin. Bezeichnung "Hsiung-nu" wird in aller Regel nur für den Staat Mao-tuns verwendet und kennzeichnet die wohl stärker mongolisch geprägten Gruppen (Augenform usw.) im Osten. Die Bezeichnung "Hunnen" kennzeichnet eher westwärts abgedrängte Gruppen der Hsiung-nu, die stärker mit indogermanischen Gruppen vermischt waren. Der Begriff taucht vor allem im Zusammenhang mit Attila in Europa auf. Allerdings verwenden ihn viele Autoren auch für die Hsiung-nu Chinas, damit die Völkerwanderung und die Verwandtschaft beider Gruppen illustrierend.

Nachfolgend seien hier die bekanntesten Volksbezeichnungen aufgeführt:

* Hun
* Huna
* Khuni
* Chuni
* Suni
* Sunni
* Hunny
* Gunny
* Hiung-nu
* Hsiung-nu
* Xiong-nu
* Xiyon


Vorgeschichte

Die Hsiung-nu gingen also wie die ihnen verwandten Hunnen aus einer Verschmelzung verschiedener Altai- und Sajanvölker hervor. Dort vermischten sich über mehrere Jahrhunderte etliche indogermanische Gruppen (Saken, Sarmaten) einerseits und proto-mongolische Volksteile aus der Taiga sowie aus dem chinesischen Randgebiet vertriebene Viehzüchter andererseits. Die Chieh, einer der 19 Stämme der Hsiung-nu-Konföderation wurden zum Beispiel an ihren langen Nasen und vollen Bärten erkannt (349 v. Chr.).

Im 8. Jahrhundert v. Chr. verzeichnet man am Altai bereits Pferdeschirrungen und das Fehlen fester Siedlungen. Den Chinesen waren diese Barbaren unter den nacheinander benutzten Sammel-Bezeichnungen Jung, Ti und Hui und Hiu-yun bekannt. Die Ti werden beispielsweise in zwei Feldzügen (714 und 541 v. Chr.) als zu Fuß kämpfend beschrieben. Die Hsiung-nu - laut gängiger Überlieferung ein „Zweig“ der oben aufgeführten Stämme - waren überwiegend als Reiternomaden anzusehen. Doch einige von ihnen werden in Transbaikalien als sesshaft beschrieben.

Als legendenhafter Stammvater der Hsiung-nu und der Hunnen gilt Chungvi Khan, der erstmals 1800 v. Chr. erwähnt wird. Im Jahre 1766 v. Chr. soll in Inschriften der chinesischen Xia-Dynastie erwähnt worden sein, dass Kia - das 17. Mitglied dieser Dynastie - entmachtet wurde. Laut dieser legendenhaften Aufzeichnung begründete Kias Sohn Sunni mit 500 Stammesangehörigen den eigenständigen Hui-Stamm. Dieses Hui-Volk wurde laut Überlieferung und türkischer Turkologie zum tragenden Stamm der späteren Hsiung-nu und der Hunnen. Sunni begründete vielleicht auch den bedeutenden Tuyku-Klan, auf den sich vor allem die Herrscher der Hsiung-nu und der Hunnen zurückführten. Dieser war mit dem Klan der Aschina-Chuni eng verwandt und auf diesen Klan führten sich alle späteren Herrscher der Gök-Türken zurück.

Im Zeitraum 350-290 v. Chr. entstanden Befestigungsanlagen an den Nordgrenzen der chinesischen Teilreiche, die Vorläufer der Großen Mauer. Der Zhou-König Wu-ling (325-298 v. Chr.) z.B. ließ seine Truppen Reiten und Bogenschießen üben, übernahm auch die Kleidung seiner Feinde. Im 26. Jahr seiner Regierung vernichtete er die "Wald"-Hsiung-nu. Für 318 v. Chr. wird zum ersten Mal ein historisches Dokument überliefert, das nicht in den Bereich der Legenden zu verweisen ist: Ein Grenz-Vertrag zwischen den Chinesen und Hsiung-nu wird unterzeichnet.


Die Hsiung-nu

Staatsgründung

Um 300 v. Chr. setzte sich nun bei den Steppennomaden der Hsiung-nu die Volksbezeichnung Hunne durch, während die alte Bezeichnung Turuk nur noch auf den hunnischen Erbadel angewendet wurde. Für diese Zeit werden von den Chinesen auch vier hunnische Stämme (Xu-la, Lan, Hiu-bu, Siu-lin) verzeichnet, sie unterstanden meist den Tanhu (Königen der östlichen Hsiung-nu) .

Im 3. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Hsiung-nu unter Tu-men (Teoman) und seinem Sohn Mao-tun (209 - 174 v. Chr.) ein großes Reich, das mehrfach Han-China bedrohte. Dieses Reich der verschiedentlich als Groß-Hunnen (türkisch: Büyük Hun) bezeichneten Hsiung-nu umfasste formal rund 18 Millionen km². Sein Schwerpunkt war die Mongolei, speziell das westmongolische Gool Mod, das sich in der Nähe des Mongolischen Altais befand und das zentralmongolische Ötüken'de Noyon-Uul (dem heutigen Noin Ula).

Die Hauptrivalen der Hsiung-nu bei der Reichsgründung Mao-tuns waren die gleichfalls nomadischen Stämme der Yüe-tschi im heutigen Kansu, die als Söldner der Chinesen galten. Gegen 176 v. Chr. waren sie samt ihren Nachbarn erstmals besiegt, was Mao-tun dem Han-Kaiser höflich mitteilte: "Der Große Schan-yü von Hiung-nu, den der Himmel auf den Thron erhoben hat, erkundigt sich ehrerbietigst beim Kaiser, ob er frei von Kummer sei. .... Dann hat er Lö-lan, U-sun und Ho-k´ut mit 25 naheliegenden Reichen niedergeworfen, diese sind somit alle zu Hsiung-nu gemacht, und die Völker, welche Bogen spannen, sind nunmehr zu einer einzigen Familie vereinigt."

Für das Hsiung-nu-Reich Mao-tuns (Mete Bagatir, Maotun, Batur) sind uns durch die chinesischen Schriftgelehrten des Altertums zwei Banner überliefert worden, die sich allerdings sehr ähnlich waren: Goldfarbene und Rote Tücher mit einem Drachen in der Mitte, die sich die beiden Hsiung-nu-Herrscher von den Chinesen entliehen hatten. Vor der Reichsgründung führten die Stämme der Hsiung-nu und der Hunnen weiße Tücher, in denen mittig ein goldener Wolfskopf aufgelegt war.

Es werden bei den Hsiung-nu auch Elemente eines frühen Staates verzeichnet. In bestimmten Bereichen galten einheitliche Gesetze und Strafen. Ferner führte Mao-tun eine schnell einsetzbare militärische Gefolgschaft (Ordu) ein und es wurde eine starke Zentralverwaltung mit mehreren Rangstufen geschaffen, die unter Mao-tuns Sohn Ki-ok (Laosheng, reg. 174–161 v. Chr.) ausgebaut wurde. Letzter führte auch eine Form staatlicher Abgaben (Steuern) ein.

Die Herrscher entstammten dem Suylyanti-Klan, einem Unterklan der Tuyku, und begründeten nun jene alttürkische Tradition, die alle nachfolgenden Steppenvölker nach ihnen für ihre "Nomadenreiche" übernehmen und ausbauen sollten; erst im 13. Jahrhundert würde diese Tradition durch die Militärschläge der Mongolen Dschingis Khans zerschlagen werden.

Doch über die unterworfenen Stämme herrschten die Tuyku- und Aschina-Fürsten nur formal, denn in der Praxis bestanden die eingegliederten Stämme weiter, die Hsiung-nu tauschten nur die jeweilige Führungselite aus. Das Hsiung-nu-Reich umfasste laut chinesischen Chroniken vier Völkerschaften und zerfielen in 24 Klans. Die bedeutenden von ihnen waren: Suylyanti, Kuyan, Lan, Suybu, Tsulin, Taychi, Uyti und Tsetszuy.


Machthöhepunkt

Die Chinesen der Han-Zeit beschrieben die Hsiung-nu als "kampfeslustige, kraftvolle Menschen mit unterentwickelter Kultur", jedoch sei das "Kriegshandwerk bei ihnen äußerst hoch entwickelt". Besonders die Reiterei und die Kunst des Bogenschießens wurden von den Chinesen hervorgehoben.
Einflussbereich der Hsiung-nu (209 v. Chr. – 216 n. Chr.)

Mao-tun starb 174 v. Chr. und dessen Sohn Ki-ok (auch: Laosheng) trat die Nachfolge an. Unter Ki-oks Regierung bedrohten die Hsiung-nu 166 v. Chr. Chinas Hauptstadt Chang-an. Gegen 160 v. Chr. griffen sie ihre Erzfeinde, die Yüe-tschi an und besiegten sie endgültig. Ki-ok fand bei diesem Feldzug den Tod. Mit der Vertreibung der Yüe-tschi aus der heutigen chinesischen Provinz Kansu lösten die Hsiung-nu eine große Völkerwanderung aus. In der Zeit zwischen 141–128 v. Chr. ließen sich die Yüe-tschi ihrerseits in Baktrien nieder, wo auch die mitgerissenen Saken (Teil der Skythen) verblieben.

Nach wiederholten Auseinandersetzungen besiegte Han-China unter Kaiser Wu-ti die Hsiung-nu und drängte diese in ihr eigentliches Stammland zurück: 119 v. Chr. erlitten die Hsiung-nu unter Mao-tuns Enkel Yizhixie (126 - 114 v. Chr) eine schwere Niederlage beim heutigen Urga in der Mongolei, da der Schan-yü den Chinesen unter dem Feldherrn Huo Qubing eine ungefährdete Durchquerung der Gobi nicht zugetraut hatte. Allerdings ging die chinesische Pferdezucht in diesem Krieg zugrunde, so daß den Hsiung-nu die Kontrolle der Steppe blieb (105. v. Chr. verbuchten sie wieder einen Erfolg).

In diesen Auseinandersetzungen wurde auch die Kontrolle über die Seidenstraße ein wichtiger ökonomischer Faktor für die Hsiung-nu, so dass sich die Chinesen dort festsetzten (102/101 v. Chr. und 73–94, letzteres unter General Pan Chao).


Aufspaltung der Hsiung-nu und Ausblick

Um 60 v. Chr. zerfiel die Herrschaft der Hsiung-nu in 5 Horden durch eine Folge von Bruderkämpfen, die von China gefördert wurden. Es gelang unter Hu-han-yeh (58–31 v. Chr.) noch einmal eine vorübergehende Einigung. Hu-han-yeh ging an den Hof des Han-Kaisers Chinas, unterwarf sich und triumphierte so über seine Rivalen (51 v. Chr.). Eine Horde unter Chih-chih (die Chi-Chi-Hunnen) blieb jedoch unabhängig und ließ sich in der Nachbarschaft der Alanen am Tschu nieder, wo Chih-chih 35 v. Chr. von den Chinesen überrascht und getötet wurde.

Das Hsiung-nu-Reich erneuerte sich unter Hu-han-yehs Sohn Hudur-shi-dagao (18–45/6), der die späten Han gegen Wang Mang unterstützte. Aber im Jahr 48 rebellierten die südlichen Hsiung-nu unter ihrem Führer Khukhenye (auch als "Pi" bekannt) gegen Hudurs Sohn P'u-nu (er regierte 45/46 – 83) und unterwarfen sich dem Kaiser von China. In dem Krieg der beiden Vettern spalteten sich die Hsiung-nu in einen nördlichen (auch westlichen) Teil und in einen südlichen (auch östlichen) Volksteil auf.

Die Han hetzten sofort die benachbarten Stämme (Süd-Hsiung-nu, Sien-pi, Wu-huan, Wu-sun, Ting-ling) auf die nördlichen Hsiung-nu und siegten. Im Jahr 87 töteten die proto-mongolischen Xian-bi den Schan-yü Yu-liu. In den Jahren 89 und 91 trugen zwei chinesische Generäle große Siege an den Chi-la-Bergen und dem Altai davon. Sie vertrieben den geschlagenen Schan-yü an den Ili und setzten seinen Bruder Yu-chu-kien ein, der aber schon 93 von den Sien-pi besiegt und getötet wurde. Damit begann die Vorherrschaft der Sien-pi in der Steppe.

Als Tan-shi-huai (ca. 156–181) die Sien-pi zu ihrem Machthöhepunkt führte, gaben die Nord-Hsiung-nu laut 3-4 chinesischen Chroniken 158 Ost-Turkestan auf und ließen sich nördlich von Kang-chu (d.h. nordöstlich des Aralsees) nieder. Ab 166 rückte Tan-shi-huai nach, erreichte den Ili. Aus den westwärts abrückenden Gruppen der Hsiung-nu gingen mit einiger Wahrscheinlichkeit die europäischen und asiatischen Hunnen (Attilas Hunnen, Chioniten, Hephthaliten) hervor.

Die Süd-Hsiung-nu, bis dahin in "Halbgefangenschaft" an der Großen Mauer (konkret in Shansi) gehalten, drangen unter Hu-chu-ch'üan (195–216) als Verbündete der untergehenden Han-Dynastie immer weiter nach Süden vor. Unter Liu Ts'ung, dem Attila Chinas (gestorben 318) eroberten sie noch einmal die Hauptstädte Jin-Chinas, wurden aber schon 352 von den nachdrängenden Mujung-Sien-pi unter ihrem Khagan Tsun vernichtet.

Die Hsiung-nu hatten sich aber mit der Zeit bedeutend verändert. Auf ihren langen Zügen hatten sie sich mit anderen - meist indogermanischen - Völkern vermischt und begannen nun, deren Kultur zu übernehmen. Sie begannen feste Städte zu errichten und mit ausländischen Staaten regen Handel zu treiben. Unter anderem gründeten die Hsiung-nu die Orte Ordu Balyk und das weiter nördlichere Kara Balagasum, das alte Kuz Ordu. Aber auch die Städte der Seidenstraße wie Kara Hotscho, Kaschgar und Jarkand wurden von ihnen begünstigt.

Im Jahre 1957 fand man in Gool Mod, dem einstigen Heer- und Hauptlager des Hsiung-nu-Schan-yü durch Zufall eine riesige Gräberstätte der hunnischen Hsiung-nu. Darunter auch das Grab des zwanzigsten Schan-yü, der 37 n. Chr. verstarb. Dieses Grab wurde zwischen 2001 und 2002 von einer französisch-mongolischen Forscher-Gemeinschaft freigelegt. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die Hsiung-nu eine fortgeschrittene Kultur hatten und nicht das „kulturlose Volk“ waren, als das sie üblicherweise dargestellt werden. Obschon das Grab bereits kurz nach seiner Fertigstellung durch "awarische Stämme" geplündert wurde, fanden sich dort noch 250 Gegenstände; beispielsweise feine Goldschmiedearbeiten und chinesische Schlangenornamente, die die Drachen- und Tiersymbolik der Steppenvölker ablöste, und die die Beziehungen der Hsiung-nu zu China aufzeigten, da auch ein chinesischer Spiegel dem Grabe beigelegt war.

Ein anderes bedeutendes Gräberfeld der Hsiung-nu ist zwischenzeitlich auch in Noin Ula (älter Noyon Uul) gefunden worden.


Diskussion über die Identität von Hsiung-nu und Hunnen

Es herrscht keine völlige Einigkeit über die Identität der Hsiung-nu mit den europäischen Hunnen. Gewisse Indizien sprechen jedoch stark dafür, dass beide Völkerschaften identisch waren:

* beide Stämme sprachen türkisch (siehe hierzu auch: Hunnische Sprache),
* beide Völker wurden von ihren Nachbarn mit den gleichen Schimpfwörtern bedacht,
* ihre Wanderung ist bis auf die Lücke von etwa 180 Jahren nachvollziehbar und
* laut Altheim existieren Briefe sogdischer Handelsleute aus dem 4. Jahrhundert, welche die Wörter Hsiung-nu und Hunnen synonym verwendeten.

Trotzdem werden andere Möglichkeiten erwogen: Die Hun werden laut Haussig in einer chinesischen Chronik auch als Unterstamm der Sien-pi verzeichnet, so dass die europäischen Hunnen durchaus auch im Kontext des Sien-pi-Reiches formiert worden sein könnten. Die von den Wolgabulgaren, den Nachfolgern der Hunnen übermittelten Klannamen für Attila, seinen Sohn Ernak und andere Verwandte -Dulo und Ermi- weisen laut Altheim nur auf eine mittelasiatische Herkunft hin, speziell auf die Tul-oq, eine Untergruppe der On-Oq, sowie auf den Balchaschsee. Der regierende Klan muß also nichts mit Mao-tuns Klan zu tun haben.
[Bearbeiten]

Sprachverwandtschaften des Hunnischen

Es spricht aus sprachlicher Hinsicht heute vieles für eine Herkunft der Turuk, Hsiung-nu und Hunnen aus der heutigen Mongolei und der angrenzenden Altai- und Sajangebirge. Zum Beispiel, dass vor allem die Russen die Völker der heutigen Mongolen und Tungusen sowie die Turkvölker noch in der hiesigen Zeit als „hunnische Völker“ zusammenfassen.

Doch dürften vor allem die heutigen Mongolen und Türken mehr mit den Hunnen verwandt sein, als beispielsweise die Tungusen. Das ergibt sich aufgrund vieler übereinstimmender Begriffe des Grundwortschatzes.

Diese Auflistung beweist, dass vor allem die Alt-Türken als sprachliche „Erben“ der Turuk-Hunnen bzw. der Hsiung-nu anzusehen sind. Die heutigen türkischen Hoch-Sprachen, Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch (= Oghusisch) und Usbeko-Uigurisch weisen aufgrund ihrer frühzeitigen Islamisierung seit dem 8. Jahrhundert einen großen arabisch-persischen Einfluss auf. Doch bereits in den Sprachen der Tataren, Kasachen und Kirgisen (= Kyptschakisch) nimmt dieser islamische Einfluss bereits merklich ab und in den Sprachen der Altai-Türken (= Kirgis-Kyptschakisch) fehlt er völlig. Die letzteren zeigen vielmehr einen fließenden Übergang ins Mongolische, während die nordöstliche türkische Sprache, das Nordtürkische, unter anderem die Sprache der Jakuten, einen großen tungusischen Spracheinfluss aufweist (damit könnten weitläufig die Turksprachen der hiesigen Zeit im aller weitesten Sinne als „hunnische“ Sprachen betrachtet werden).

Bei den europäischen Nachfahren der alten On(o)guren, den Tschuwaschen, ist für den Laien die hunnisch-türkische Herkunft dieses Wolgabulgarischen nicht mehr und für einen türkischen Muttersprachler kaum noch zu bemerken - zu sehr gingen die alten Hunno-Bulgaren in den benachbarten slawischen und finnischen Sprachen auf, während das hunno-bulgarische Donaubulgarische auf dem Balkan völlig verschwand.´

No comments: